Rosa Winkel - Die Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus
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Erinnerung an Margarete Rosenberg und Elli Smula

Lesben- und Schwulenverband stellt
Antrag für Gedenktafel in Ravensbrück

Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg beantragt die Anbringung einer Erinnerungstafel für Margarete Rosenberg und Elli Smula in der Gedenkstätte Ravensbrück.

Margarete Rosenberg und Elli Smula waren im Juli 1940 bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) als Straßenbahnschaffnerinnen dienstverpflichtet worden. Grund war der kriegsbedingte Personalmangel. Schon bald aber wurden beide von der Gestapo festgenommen: Elli Smula am 12. September 1940, Margarete Rosenberg nur wenige Tage später. Hintergrund war eine Anzeige der BVG beim Reichsführer der SS. Der Vorwurf, der den beiden gemacht wurde, war die Verletzung ihrer Dienstpflicht. Die BVG hielt ihnen vor, dass durch ihr häufiges Fehlen „der Betrieb des Straßenbahnhofs Treptow stark gefährdet“ worden sei. Ein in Kriegszeiten bedeutsamer Vorwurf.

Smula und Rosenberg hatten sich mehrfach an Zechgelagen der Straßenbahnfahrerinnen beteiligt, weshalb sie am nächsten Tag nicht zur Arbeit erschienen. Bei diesen Treffen kam es auch zu sexuellen Handlungen unter den Anwesenden. Die homosexuellen Handlungen waren zwar nicht der Grund ihrer Inhaftierung, die Verwaltung des Konzentrationslagers Ravensbrück hielt sie aber für so bedeutsam, dass bei der Überführung von Smula und Rosenberg nach Ravensbrück am 30. November 1940 auf der Transportliste vermerkt wurde, sie seien „lesbisch“.

Dienstverpflichtete Straßenbahnschaffnerinnen
der BVG im Jahr 1943
Bildquelle: Archiv Berliner Verkehrsseiten


Der Vermerk macht deutlich, wie schlecht der soziale Status lesbischer Frauen in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern war. Standen sie doch unter dem Generalverdacht, die „Seuche der lesbischen Liebe“ in den Lagern weiterzuverbreiten. Als eine besondere Gefahr betrachtete man den „Verkehr dieser Art zwischen Aufseherinnen und weiblichen Häftlingen“, den man unbedingt unterbinden wollte.

Während Rosenberg die Zeit im Konzentrationslager Ravensbrück überlebte, verstarb Smula am 8. Juli 1943.

Bereits seit mehreren Jahren wird im Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten diskutiert, ob und wie an lesbische Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück erinnert werden könnte. Ein früherer Antrag zur Erinnerung an alle lesbischen Frauen von UM Queer, Spinnboden und LSVD wurde vor vier Jahren abgelehnt. Innerhalb der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten überwogen die Befürchtungen, aus der Existenz einer solchen Gedenktafel könne der falsche Schluss gezogen werden, es habe eine staatliche Verfolgung von lesbischen Frauen im Nationalsozialismus gegeben. Auch seien die zur Begründung angeführten Fälle – so die Stiftung weiter – historiographisch nicht überzeugend nachgewiesen, in denen in der Literatur behauptet werde, dass Lesben unter einem anderem Vorwand – z. B. asoziales Verhalten – verhaftet und in das KZ verschleppt worden seien.

Weitere Informationen unter www.berlin.lsvd.de

© Alexander Zinn 2017