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Leseprobe
1: Strukturumwandlung
"Oh...",
piepsten die schwitzenden Damen und hielten den heißen Atem an.
In der Saunatür stand ein schlanker Mann, dessen melancholisch-schönes
Gesicht von einer verwegenen Lockenpracht umrahmt wurde.
"Oh, welch ein Wunder", säuselten sie und erkannten staunend
in dem fremden Apoll ihren Freund Johannes. Das sollte Johannes "der
Langweilige" sein mit dem ehemals strähnig-dünnen Haar?
Wie seine Augen übermütig blitzten, wie er geschmeidig auf die
Holzbank glitt und mit welch verführerischer Anmut er sich inmitten
der Weiblichkeit plazierte!
"Das kann doch nicht wahr sein", knurzelte es von der Männerseite,
"was haben sie denn mit dem gemacht?" Johannes dehnte sich genießerisch
und sagte leichthin: "Eine Strukturumwandlung!" - "Waas?",
keuchten verständnislos die Männer und bekamen den bösen
Blick.
"Ja", erklärte fröhlich Johannes, "eine süße
kleine Friseuse hat mir Hunderte von süßen kleinen Wicklern
ins Haar gedreht, dann etwas gemein Ätzendes draufgetupft, und nach
2 Stunden war ich ein anderer Mann!"
Freund Henning kratzte sich den nassen Glatzkopf und sagte verächtlich:
"So was würde ich mit mir niemals machen lassen." "Schaden
könnt's Dir nicht", gab ein anderer zurück, während
ein dritter giftete: "Strukturumwandlung - da wählst Du jetzt
natürlich auch eine andere Partei, ist ja klar!"
Johannes blieb von der männlichen Frotzelei ganz unberührt und
tätschelte der gurrenden Abbi den Po. "Wie schön er doch
ist", flötete verzückt die weibliche Runde. Als strahlend
junger Gott verließ Johannes die Sauna, um sich wie jede Stunde
mit der Blumensprühflasche luftig-duftig das Haar neu anzufeuchten.
Zurück blieb das Zauberwort "'Strukturumwandlung", das
in der
schwülen Saunaluft sehnsuchtsvoll die Köpfe der Freunde umkräuselte...
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