Mit seinem
Freund Ernst Max Hacke (Pseudonym Peer Baedeker) lebt Ebermayer
weitgehend unbehelligt zusammen. Nach der Ermordung Röhms notiert
er am 1. Juli 1934 in seinem Tagebuch, lähmendes Entsetzen
habe ihn erfasst: Was ist gestern geschehen? Was geschieht
morgen? Welche Mordfurie rast durch das Land? Kann sie nicht jeden
jede Minute packen? Als er und sein Freund dessen Neffen am
Bahnhof abholen, werden die Liebkosungen des Jungen schnell
abgebrochen: Einige seit gestern aufgeklärte
Bürger könnten vielleicht Anstoß nehmen. Und in
Naumburg an der Saale erschossen zu werden, wäre doch ärgerlich
...
1936 wird Ebermayer
in einem Strafverfahren nach § 175 "staatspolizeilich
vernommen", was er in seinen Memoiren beschönigt. Während
sich aus Archivmaterial ergibt, dass er als Beschuldigter vernommen
wurde, schreibt Ebermayer 1966, er sei als der ehemalige Rechtsanwalt
eines homosexuellen Paares befragt worden. Ebermayer bestreitet
damals die Vorwürfe "das Gegenteil" kann "ihm
nicht nachgewiesen werden". Seine späteren Bemühungen,
in den "Ehrenrat des deutschen Films" berufen zu werden,
scheitern dann aber an "seinen annormalen [sic!] Neigungen".
Nach 1945 arbeitet
Ebermayer wieder als Rechtsanwalt und Schriftsteller. Auch als Drehbuchautor
kann er wieder Fuß fassen, überdies wird er Präsident
des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller. Eine 1947 eingegangene
Ehe wird 1949 wieder geschieden. Später adoptiert er zwei junge
Männer, die auf dem von ihm 1939 erworbenen Schloss Kaibitz
aufwuchsen. Ebermayer stirbt am 22.9.1970 bei einem Aufenthalt in
seinem Landhaus in Terracina bei Rom.
Literaturtipps:
Erich Ebermayer:
Denn heute gehört uns Deutschland
Persönliches
und politisches Tagebuch von Erich Ebermayer von der Machtergreifung
bis zum 31. Dezember 1935. Hamburg/Wien 1959: Zsolnay.
Erich Ebermayer:
"
und morgen die ganze Welt". Erinnerungen an
Deutschlands dunkle Zeit. Bayreuth 1966: Hestia.
Erich Ebermayer:
Eh ich's vergesse
...: Erinnerungen an Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Klaus Mann,
Gustaf Gründgens, Emil Jannings und Stefan Zweig. Herausgegeben
von Dirk Heißerer. München 2005: Langen-Müller.
Alexander Zinn:
»Aus dem Volkskörper entfernt«? Homosexuelle
Männer im Nationalsozialismus.
Frankfurt am Main 2018: Campus. Link
zum Buchtipp
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