|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Die Stellungnahmen
|
|
|
|
Prof.
Dr. Johannes Tuchel
Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
In einer Zeit,
in der viele europäische Gesellschaften immer noch von irrationalen
homophoben Ängsten desorientiert werden, ist es dringend notwendig,
auch in Deutschland noch intensiver als bisher die Verfolgung der
Homosexuellen im 20. Jahrhundert aufzuarbeiten. Darum sollte möglichst
bald das Vermögen der Holbein-Stiftung im Rahmen einer neuen
Landesstiftung restituiert werden. Die Wiederherstellung des geschändeten
Grabmals von Dr. Hans Holbein auf dem Weimarer Friedhof mit der
ursprünglichen Inschrift: "Hier ruht in Gott Dr. Hans
Holbein, Anwalt des Rechts, Kämpfer für Freiheit des 3.
Geschlechts" sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
Schade, dass dies noch nicht möglich gewesen ist. Die Einrichtung
eines Forschungszentrums zur Geschichte der Homosexuellenverfolgung
wäre in diesem Kontext ein deutliches Zeichen gegen Homophobie
und Intoleranz.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Bodo
Ramelow
Ministerpräsident des Freistaates Thüringen
Vor 100 Jahren
rief Dr. Hans Holbein die Holbein-Stiftung ins Leben.
Sein Ziel
war es, über die Stiftung einen Lehrstuhl zu finanzieren, der
Lehre und Forschung zum Thema Homosexualität an der Universität
dauerhaft etabliert. Am Beginn des 20. Jahrhunderts war das geradezu
eine revolutionäre Idee, denn es darf nicht vergessen werden:
Es galt
der § 175 des Strafgesetzbuches. Homosexualität war kriminalisiert.
Holbein war ein aktiver Streiter für die Abschaffung dieses
Straftatbestandes und ihm war klar. Nicht nur die Entkriminalisierung
war ihm wichtig, sondern auch die wissenschaftliche Forschung und
Lehre.
100 Jahre später
sind wir scheinbar viel weiter. Homosexualität ist in Deutschland
entkriminalisiert, die Ehe für Alle ist durchgesetzt
aber Forschung und Lehre auf diesem Gebiet sind immer noch eher
unterbelichtet. Hinzu kommt: Errungene Rechte sind nicht selbstverständlich.
Immer noch gibt es Diskriminierung und diverse gesellschaftliche
Gruppen haben sich keineswegs mit einer Gleichstellung von Lesben,
Schwulen und Transgender abgefunden.
|
|
|
|
Ganz im Gegenteil.
Wir haben also allen Grund gemeinsam nicht nur weiter gegen jede
Diskriminierung anzugehen, sondern auch Forschung und Lehre endlich
auf ein stabiles Fundament zu stellen. Deswegen
begrüße ich die Initiative die Gründung einer Holbein-Stiftung
erneut aufzugreifen. Konkret werbe ich für ein Forschungsprojekt
zur Aufarbeitung der damaligen Vorgänge. Ziel des Projektes
sollte sein, das Stiftungsvermögen zu restituieren und die
Holbein Stiftung neu zu gründen.
|
|
|
|
|
|
Mike
Mohring
MdL, 2014-2020 Vorsitzender der CDU Thüringens
Der Name von Dr Hans Holbein ist mir als Sohn der Stadt Apolda ein
Begriff. Er zählte zu einer Generation von Juristen, die ihrer
Zeit voraus waren. Die
Schändung des Grabmals von Dr. Hans Holbein sowie die Missachtung
des testamentarischen Willens zur Einrichtung einer Stiftung und
eines Lehrstuhls an der Universität Jena waren Unrecht und
sind daher wiedergutzumachen.
Die Neugründung
der Holbein-Stiftung und die Intensivierung der Forschung zu Geschichte
und Gegenwart der Homosexualitäten an der Universität
Jena erscheint mir insoweit als ein geeignetes Mittel, die historische
Aufarbeitung - gerade im Hinblick auf die Verfolgung im Nationalsozialismus
- weiter voranzutreiben und gleichzeitig für das "Nie
wieder" zu streiten. Ausgehend von Ihrer Initiative werde ich
mich im Falle meiner Wahl zum Ministerpräsidenten für
die Neugründung der Holbein-Stiftung einsetzen. Diese könnte
- ähnlich wie die Lesser Stiftung - lehrstuhl- und fakultätsübergreifend
Forschungsprojekte zur Geschichte und Gegenwart der Homosexualitäten
fordern.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Ann-Sophie
Bohm
Landessprecherin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen
29 Worte waren es, die in der Erstfassung des § 175 von 1871
sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellten.
29 Worte, die Homosexuelle Jahrzehnte lang unterdrückten und
stigmatisierten. Dass dieser Paragraf erst 1994 endgültig gestrichen
wurde, ist eine Blamage. Trotz der Errungenschaften in den letzten
Jahrzehnten sind Homophobie und Diskriminierung aufgrund der sexuellen
Identität leider für viele Menschen weiterhin Alltag.
Hans Holbein
bleibt ein Vorbild und Vorreiter auf dem Gebiet - als Anwalt, indem
er zahlreiche Schwule vor strafrechtlicher Verfolgung verteidigte,
sowie als Gründer der Holbein-Stiftung. Obwohl
sein Erbe bis heute wirkt, wurde sein Vermächtnis bislang noch
nicht verwirklicht. Unser Ziel ist es, dass jede*r sich in unserer
Gesellschaft individuell und frei von Diskriminierung entfalten
kann. Daher unterstützen wir das Anliegen der geschichtlichen
Aufarbeitung der Verfolgung von Homosexuellen genauso wie die Einrichtung
eines solchen Forschungszentrums an der Friedrich-Schiller-Universität
Jena. Dieses deutliche Zeichen für Toleranz und gegen Homophobie
ist längst überfällig.
|
|
|
|
|
|
|
|
Elisabeth
Kaiser
MdB, Sprecherin der LG Thüringen der SPD-Bundestagsfraktion
Den Initiatoren der Wiedergründung der Stiftung danke ich ausdrücklich
für ihre Initiative zur Würdigung des Wirkens von Dr.
Hans Holbein, aber auch für den wertvollen Hinweis auf diese
bemerkenswerte Persönlichkeit. Für die SPD Bundestagsfraktion
bin ich mit den Themen intensiv betraut, die Dr. Hans Holbein unter
ungleich schwierigeren Bedingungen vor 100 Jahren erstmals ansprach
und mit seiner Initiative für einen Lehrstuhl an der Uni Jena
eine Idee proklamierte, an deren Umsetzung wir immer noch arbeiten.
In würdiger Erinnerung für Dr. Hans Holbein steht für
die SPD-Bundestagsfraktion fest, dass Grundlage heutiger Gesetzgebung
im Bereich des Sexualrechts das Prinzip der Anerkennung der Geschlechtsidentität
und der Schutz der Selbstbestimmung bei der Geschlechterzuordnung
eines jeden zugrunde gelegt werden muss. Ich unterstütze daher
die Initiativen zum geplanten Forschungszentrum und zur Institutionalisierung
der universitären Forschung zu Homosexualität.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Bernhard
Stengele
Landessprecherin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen
Dr. Hans Holbein war ein mutiger Mensch. In einer Zeit, in der das
Eintreten für das dritte Geschlecht unabsehbare Folgen haben
konnte, blieb er sich und seinem Kampf für die Rechte der Homosexuellen
treu. Er ist Vordenker, Vorkämpfer, Vorbild. Er kann und soll
heute, da sogar Mitgliedsländer der europäischen Union
sich daran machen, das Recht zur sexuellen Selbstbestimmung immer
weiter zu kriminalisieren, ein Orientierungspunkt sein. Wir erleben,
dass die Errungenschaften auf dem Weg zur Gleichberechtigung ständig
neu erkämpft werden müssen.
Deshalb gilt es dringend, der Idee von Hans Holbein endlich den
Rahmen zu geben, den sie verdient. Heute, da revanchistische Kräfte
den Weg in eine offene, gerechte, emanzipierte Gesellschaft durch
das Leugnen von Wissenschaft und Fakten umkehren wollen, gilt es
auch besonders den Rang der Forschung zu verstetigen, ja, zu erhöhen.
Deshalb unterstütze ich aus meinem Erleben der Gegenwart und
im Eintreten für die Rechte der LGBTQ- Community von Herzen
die Idee eines interdisziplinärem Forschungszentrums an der
UNI JENA und trete selbstverständlich für die vollständige
Rehabilitierung von Dr. Hans Holbein ein.
|
|
|
|
|
|
Dr.
Andreas Eberhardt
Gründungsdirektor der Alfred Landecker Foundation,
2016-2019 Vorstandsvorsitzender der Stiftung EVZ
Es ist ermutigend, dass 100 Jahre nachdem das Erbe von Dr. Hans
Holbein von den Nazis widerrechtlich entwendet wurde, die Initiative
für seine Rehabilitation und die Neugründung der Stiftung
ergriffen und dies von so vielen unterstützt wird. Immer noch
werden Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität
diskriminiert, und viele (historische) Aspekte, müssen noch
erforscht und bearbeitet werden. Die Einrichtung eines Forschungsinstitutes
oder eines Lehrstuhls, wie Dr. Holbein es für sein Erbe bestimmt
hatte, wäre dafür ein wichtiger Schritt.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Astrid
Rothe-Beinlich
MdL, Parlamentarische Geschäftsführerin
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Thüringer Landtag
Gern unterstütze
ich die überaus wichtige Initiative zur Rehabilitierung von
Dr. Hans Holbein, einem der bedeutendsten Vorkämpfer für
das 3.
Geschlecht und damit die Anerkennung von Lebensrealitäten und
Persönlichkeiten auch jenseits der vermeintlich zweigeschlechtlichen
Norm. Viel zu lange wurden Protagonist*innen wie Hans Holbein nicht
benannt und schon gar nicht gewürdigt. Umso wichtiger nun die
Erinnerung an ihn und sein Wirken. Auch 50 Jahre nach den Stonewall
Riots sind wir noch lange nicht am Ziel.
Daher bin ich sehr froh, dass es diese Initiative und hoffentlich
auch bald mindestens ein An-Institut an der FSU Jena geben wird,
in dem die über-fällige Forschung rund um Diskriminierung
und Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer Sexualität ihren
Platz findet. Gern mache ich mich auch für dessen dauerhafte
Finanzierung und Unterstützung stark. Noch immer steht auch
die Frage der Rehabilitierung vieler im Raum, die medizinische Zwangsbehandlungen
oder Verurteilungen und Ausgrenzung erdulden mussten ... Es bleibt
also viel zu tun. Mein Dank jedenfalls gilt all denen, die sich
dafür und hier beispielhaft für Dr. Hans Holbein stark
machen.
|
|
|
|
|
|
Dr. Roland
Krischke
Direktor des Lindenau-Museums Altenburg
Das Schicksal Hans Holbeins und der schändliche Umgang mit
seinem Erbe ist eines der traurigsten Kapitel Thüringer Geschichte
im 20. Jahrhundert. Es ist mehr als eine moralische Verpflichtung,
Hans Holbein zu rehabilitieren und seine vom Ungeist verhinderten
Bemühungen 90 Jahre nach seinem Tod zu einem guten Neuanfang
zu führen. Mit der Neugründung der Holbein-Stiftung könnten
der Freistaat Thüringen und die Friedrich-Schiller-Universität
Jena ein weithin ausstrahlendes Zeichen setzen. Es ist längst
an der Zeit.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Dieter
Lauinger
2014-2020 Justizminister des Freistaates Thüringen
Wie ein einzelner Paragraf viele Menschen in unserer Gesellschaft
stigmatisieren und so ihr Leben zerstören kann, zeigt die Geschichte
des § 175 StGB. Er begriff Homosexualität als widernatürliche
Unzucht und stellte gleichgeschlechtliche Handlungen von Männern
unter Strafe. Gerade in unserem heutigen Verständnis der Grundrechte,
eben auch dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, ist das nahezu
unvorstellbar. Deshalb bin ich sehr dankbar für Menschen wie
den Juristen Dr. Hans Holbein, der im Bewusstsein der Strafverfolgung
mit großem Einsatz gegen Unrecht eingetreten ist.
Als Thüringer
Justizminister erfüllt es mich darüber hinaus mit großer
Freude, dass er Thüringen seine Heimat nannte und von hier
aus engagiert gegen den § 175 StGB eintrat. Sein Engagement
wirkt weit über sein eigenes Leben hinaus. Es wirkt bis heute.
Er stiftete sein Vermögen, um Lehre und Forschung zur Homosexualität
zu ermöglichen und so die Freiheit des 3. Geschlechts,
wie er Homosexuelle nannte, zu erreichen.. Nun ist es unsere Aufgabe,
dieses Erbe nicht nur in Erinnerung zu halten und zu bewahren, sondern
in seinem Sinne fortzuführen.
|
|
|
|
Johannes
Kahrs
1998-2020 MdB, Haushaltspolitischer Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion
Dr. Hans Holbein
war ein Vorkämpfer der ersten Stunde für die Freiheit
von Homosexuellen. Sein damaliges Engagement für die Community,
insbesondere sein Kampf gegen die strafrechtliche Verfolgung Homosexueller,
ist bemerkenswert und hat bis heute Vorbildcharakter.
Die von ihm begründete Holbein-Stiftung feiert dieses Jahr
ihren einhundertsten Geburtstag. Ich wünsche mir, dass das
Vermächtnis Dr. Hans Holbeins in seinem Sinne weiterführt
wird. Hierbei unterstütze ich die Idee eines Forschungszentrums
gern!
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|