Rosa Winkel - Die Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus
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Heinrich Mock

Geschäftsführer und Museumsdirektor

Heinrich Gustav Karl Mock wird am 31.8.1904 in Altenburg geboren. Von 1924 bis 1928 studiert er Volkswirtschaft und Kunstgeschichte und promoviert über die Wirtschaft der Stadt Altenburg. 1932 übernimmt er die Geschäftsführung der väterlichen Armaturenfabrik. Am 19.9.1933 wird er zum ehren-amtlichen Direktor des Altenburger Lindenau-Museums berufen.

Unter Mocks Leitung entwickelt sich das Lindenau-Museum zu einem Treffpunkt der Homosexuellen aus dem Altenburger Land. Nach der Auflösung der Homosexuellenorganisationen durch die Nationalsozialisten fungieren Museum und Kunstverein für sie als eine Art Schutz- und Rückzugsraum.

Das Museum nutzt Mock aber auch als seinen persönlichen Rückzugsraum. In seinem Büro empfängt er einige seiner Liebhaber – unter den argwöhnischen Blicken des Hausmeisters, mit dem sich Mock überworfen hat. Eine amouröse Begegnung hat Mock mit dem Schauspieler Heinz Kreutz. Zu seinen Liebhabern zählt aber auch der Weimarer Ministerialbeamte Rudolf Herfurth.

Als Herfurth im Dezember 1936 verhaftet wird, gerät auch Mock ins Visier der Kripo. Nach mehreren Vernehmungen und Wohnungsdurchsuchungen wird er im Februar 1937 verhaftet. Nachdem die Polizei im Juli ein Kassiber beschlagnahmt, mit dem er seine Partner warnen will, räumt Mock schließlich homosexuelle Kontakte ein. Ende August wird er nach § 175 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt – nach einem Revisionsverfahren wird das Strafmaß am 4.2.1938 auf zwei Jahre reduziert. Am 4.11.1937 wird Mock von der Universität Frankfurt überdies sein Doktortitel aberkannt.

Heinrich Mock


Heinrich Mock 1933
Bildquelle: Thüringisches Staatsarchiv Weimar


Nach seiner Haftentlassung heiratet er am 15.6.1940 eine Plauener Arzttochter. Nach dem Krieg bemüht sich Mock bei der DDR-Regierung um eine Entschärfung des § 175, zieht seine Initiative nach ersten Widerständen aber wieder zurück. Später flüchtet er mit seiner Frau nach Westdeutschland. Mock stirbt am 26.9.1984 in München.

Literaturtipps:

Alexander Zinn: "Das Glück kam immer zu mir". Rudolf Brazda Das Überleben eines Homosexuellen im Dritten Reich. Frankfurt am Main 2011: Campus. Link zum Buchtipp

Alexander Zinn: »Aus dem Volkskörper entfernt«? Homosexuelle Männer im Nationalsozialismus.
Frankfurt am Main 2018: Campus. Link zum Buchtipp

© Alexander Zinn 2017